Ein neuer Funke
Hmm, wer hätte das gedacht? Die Ignite-Engine, mit der EA seine Sportspiele für die nächste Generation fit machen wollte, hat wohl doch nicht so recht gezündet. Zumindest bei FIFA 17 soll es jetzt stattdessen Frostbite richten, womit sich die Technologie von DICE endgültig als Allround-Werkzeug innerhalb des Unternehmens durchgesetzt haben dürfte. Der grafische Fortschritt springt vor allem beim Betrachten der Spieler-Modelle ins Auge, die hinsichtlich der Gesichter viel detaillierter auftreten. Aber auch bei den Animationen hat man deutlich zugelegt, was sich bei den vielen kleinen Rangeleien im Zweikampf um den Ball, aber auch beim Dribbeln und den Torabschlüssen offenbart. Tatsächlich soll die Anzahl der dargestellten Bewegungen laut FIFA-Produzent Nick Channon im Vergleich zum Vorgänger verdreifacht werden. Dazu gesellen sich schicke Lichteffekte, auch dank Volumetric Lighting, das sich bei abendlichen Partien mit diesigen Licht der Flutscheinwerfer bemerkbar macht und neben den stimmungsvollen Fangesängen ebenfalls zur Atmosphäre beiträgt.
Vertrautes Gefühl mit Neuerungen
Standards wie Ecken oder Freistöße bekommen neue Funktionen und werden anders in Szene gesetzt.
Visuelle Verbesserungen waren nach dem Engine-Wechsel zu erwarten. Viel erstaunlicher finde ich, dass das generelle FIFA-Gefühl auch unter Frostbite erhalten bleibt, als hätte man die Ignite-DNA von der Vorgänger in den neuen technischen Unterbau injiziert. Trotzdem gibt es einige Änderungen in der Spielmechanik - das Abschirmen des Balles wird z.B. massiv aufgewertet: Zum einen ist es durch das Halten der linken Schultertaste jetzt viel einfacher, das runde Leder vor Angreifern zu beschützen. Zum anderen ist das Abschirmen deutlich effektiver und reicht sogar so weit, dass bei hohen Bällen schon bei der Annahme in der Luft die Schutzhaltung eingeleitet und die Pille sogar bei 360-Grad-Dribblings abgeschirmt werden darf. Obwohl man mit einem guten Timing auch diese gesicherten Bälle zurückgewinnen kann, habe ich nach den ersten Partien die Befürchtung, dass die Balance etwas aus den Fugen geraten und die Offensive zu sehr gestärkt werden könnte. Denn auch die KI soll dank des Active Intelligent System zulegen und sich bei Entscheidungen nicht nur wie in der Vergangenheit auf einen beschränkten Bereich, sondern das gesamte Spielfeld konzentrieren. Als Folge dessen soll zwar auch die Verteidigung aufmerksamer werden und u.a. Pässe besser antizipieren, aber Angreifer sollen sich gleichzeitig cleverer freilaufen (u.a. mit mehr Diagonalläufen), Lücken erkennen und damit deutlich mehr Chancen kreieren. Wie die Balance letztendlich aussieht, wird sich erst nach einer größeren Anzahl an Partien zeigen. Im Rahmen der Probe-Kicks wirkte es meist ausgeglichen, auch in Anbetracht der Ergebnisse. Persönlich fühlte ich mich durch die neuen Abschirm-Mechaniken und den optimierten KI-Laufwegen in der Offensive aber deutlich stärker als in den letzten Jahren.
Vor allem Spielermodelle und die Beleuchtung profitieren von der Umstellung auf die Frostbite-Engine. Auch die Animationen wirken noch geschmeidiger.
Die künstliche Intelligenz der Keeper hinterlässt immer noch gemischte Gefühle: Zwar verspricht EA abseits neuer Mechaniken für flachere und härtere Abschläge eine Erhöhung der Gehirnzellen, aber ich konnte bereits ein paar Situationen beobachten, in denen sich die Torhüter ziemlich dumm zwischen ihren Pfosten anstellten. Übrigens sind sie jetzt nicht mehr automatisch vor Kollisionen mit Feldspielern geschützt, sondern können nach Berührungen zu Boden gehen und dabei auch den Ball wieder verlieren. Da solche Aktionen in der Regel aber als Stürmer-Foul gewertet werden, ist dies nur ein nettes Detail. Und so schön die neue Physik bei den Spielern und deren merklich körperbetonteres Auftreten in Zweikämpfen auch ist: Mir landeten die Akteure auf dem Platz ein bisschen zu häufig auf dem Hintern und die Verletzungsquote war mir eine Spur zu hoch. Aber das kann ja noch werden...