Star Wars für Piloten
STAR WARS (ARCADE) (1983)
Pünktlich zum Abschluss der ersten Kinotrilogie stellte Atari 1983 mit dem Kinostart von Star Wars Episode 6: Die Rückkehr der Jedi Ritter den Automaten Star Wars in die Spielhallen. Es war zwar nicht das erste offiziell lizenzierte Videospiel im Universum von George Lucas, aber das erste, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Thematisch drehte sich alles um den Angriff der Rebellen auf den Todesstern nach dem Vorbild des ersten Kinofilms. Der Spieler übernahm dabei die Rolle von Luke Skywalker und trat im ersten Abschnitt in seinem X-Wing gegen Darth Vader und TIE-Fighter in klassischen Weltraum-Dogfights an. Im zweiten Teil erreichte man den Todesstern, wo man zunächst nur zwischen Lasertürmen hindurch manövrieren oder sie für Bonuspunkte zerstören musste. Der finale Akt
Vektor-TIE-Fighter in Angriffsformation vor dem Todesstern im Hintergrund.
bestand aus dem bekannten Schacht, in dem man zunächst Hindernissen und feindlichem Beschuss ausweichenmusste, bevor man schließlich den Torpedo abschießen und den Todesstern zerstören konnte. Danach erfolgte der Neustart in einem höheren Schwierigkeitsgrad. Technisch setzte der Spielautomat auf Vektorgrafik. Diese war zwar relativ schlicht, konnte dafür aber schnell berechnet werden. Im Soundbereich wurde Pionierarbeit geleistet: Star Wars war der erste Atari-Automat mit Sprachausgabe, denn aus den Lautsprechern quäkten Original-Zitate aus dem Film von Mark Hamill, Alec Guiness, James Earl Jones und Harrison Ford – selbst das Gepiepse von R2D2 wurde originalgetreu übernommen. Die bekannte Fanfare von John Williams wurde ebenfalls digitalisiert und der komplette Sound in Stereo abgemischt, was damals keine Selbstverständlichkeit war. Nach der Veröffentlichung in der Spielhalle folgten Umsetzungen für alle gängigen Systeme vom Apple II und Amiga über Atari-Plattformen und den C-64 bis hin zum ZX-Spectrum.
STAR WARS: REBEL ASSAULT (1993)
Zehn Jahre später läutete ein Spiel im Star-Wars-Universum eine neue Ära ein: Rebel Assault von LucasArts war für viele PC-Spieler der Anschaffungsgrund für ein CD-ROM-Laufwerks! Mit seiner damals bombastischen, wenn auch vorberechneten Grafik, digitalisierten Sounds mit durchgehender Sprachausgabe und Originalsoundtrack sowie den Filmsequenzen war Rebel Assault eines der ersten und wenigen Spiele, die den Speicherplatz des neuen Mediums ausfüllten. Inhaltlich lehnte man sich mit bekannten Schauplätzen, der Zerstörung des Todessterns und der Schlacht
Die Schlacht von Hoth war ebenfalls Bestandteil von Rebel Assault. Der Todesstern stand aber erst danach auf der Abschussliste.
auf Hoth zwar an Ereignisse der Kinofilme an, ersetzte Luke Skywalker aber durch den neuen Charakter Rookie One. Dieser bekam hier vor dem Abschuss des Torpedos auch nicht die gewohnte Unterstützung von Han Solo im Millennium Falcon. Stattdessen hielt ihm ein gewisser Commander Jake Farrell in seinem A-Wing die Verfolger rund um Darth Vader vom Hals. Zwar war man in den 15 Levels meist in Raumjägern unterwegs, doch in einer Mission galt es, im Bodenkampf per pedes eine imperiale Basis zu erobern. Die Mechanik erinnerte hier noch stärker an klassische Lightgun-Shooter, bot aber immerhin ein rudimentäres Deckungssystem und verschiedene Abzweigungen. Rebel Assault wurde im Nachhinein zwar oft für die geringe Bewegungsfreiheit und den Mangel an spielerischem Anspruch im Stil von Rail-Shootern kritisiert, doch angesichts der bombastischen Inszenierung und Präsentation nahmen viele Spieler diesen Kompromiss gerne in Kauf.
STAR WARS: X-WING (1993)
Wer auf der Suche nach mehr Anspruch und Freiheit war, wurde bei der X-Wing-Reihe fündig, mit der LucasArts ebenfalls 1993 auf dem PC durchstartete. Statt vorgerenderter Szenen wie in Rebel Assault setzten die Mannen um Lawrence Holland und Edward Kilham auf 3D-Polygongrafik. Und auch die Musik wurde nicht gesampelt, sondern mit
Als Konkurrenz zu Wing Commander schickte LucasArts den Space-Simulator X-Wing ins Rennen.
Hilfe der iMuse-Systems durch interaktive MIDI-Klänge ersetzt, die sowohl die Arrangements von John Williams als auch Original-Kompositionen umfassten. Mit Cockpitansicht, vielen Bedienelementen und durchaus anspruchsvoller Physik positionierte man X-Wing bewusst als Raumkampf-Simulator und damit als direkten Konkurrenten zur beliebten Wing-Commander-Reihe von Chris Roberts. Zeitlich war die Handlung vor dem großen Angriff der Rebellen auf den ersten Todesstern angesiedelt, bot aber unabhängig von den Filmen eigene Missionen, die von einfachen Dogfights über Eskorte bis hin zu Angriffen auf Großkampfschiffe reichten. Im Finale wurde der Kreis wieder geschlossen, wenn man in der Rolle von Luke Skywalker erneut im engen Korridor dem Lüftungsschacht entgegen flog. Neben X-Wing konnte man sich auch in die Cockpits von A-Wing und Y-Wing quetschen, eine spätere Erweiterung erlaubte außerdem den Einsatz von B-Wing-Schiffen. Sämtliche Kämpfe fanden im Weltraum statt – Ausflüge in die Atmosphäre oder den nahen Boden von Planeten waren nicht möglich. X-Wing markierte den Anfang einer Reihe von Raumkampf-Simulatoren innerhalb des Star-Wars-Universums. Im technisch verbesserten Nachfolger TIE FIGHTER wechselte man die Seiten und übernahm die Kontrolle über imperiale Jäger, während X-Wing vs. Tie Fighter die Reihe zusammen mit zusätzlichen Erweiterungen auch um Mehrspieler-Schlachten für bis zu acht Piloten ergänzte.