gc-Vorschau: Mother Russia Bleeds (Arcade-Action)

von Benjamin Schmädig



Mother Russia Bleeds (Arcade-Action) von Devolver Digital
Red Russian
Entwickler:
Publisher: Devolver Digital
Release:
05.09.2016
05.09.2016
05.09.2016
03.12.2016
15.11.2018
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ab 2,96€
Spielinfo Bilder Videos
Programmfehler oder Absicht? Als ich den dicken Gegner festhalte, damit mein Kumpel ihm einen Kopfschuss verpassen kann, trifft seine Kugel stattdessen mich – Game Over. Na, reizend! Der Kumpel ist übrigens Alexandre Muttoni, der Directeur Artistique im Entwicklerstudio Le Cartel. Ein deutsches Team hätte ihn vermeintlich cool mit "Art Director" betitelt, doch Franzosen wissen um den Stil ihrer Sprache. Vom stilvollen Teamplay halten sie wohl aber nichts, verdammtnochemal!

Was ist erlaubt?

Stimmt natürlich nicht: Der Kopfschuss war keine Absicht. Es sollte der krönende Abschluss eines Finishers werden, den wir uns erarbeitet hatten. Für solche Aktionen hält ein Kämpfer den Pixelgegner fest, während ihm der andere im diskobunten Scheinwerferlicht die Rübe zerballert oder alle Knochen bricht. Buchstäblich. So dass man dabei zusehen kann. Denn Mother Russia Bleeds ist eine brutale Verse-Faust-Visage-Nummer für bis zu vier Stubenhocker, die sich in ihre selige Street-Rage-Kindheit zurück prügeln. Oder für Jüngere, die einfach so Spaß daran haben, von links nach rechts zu marschieren, während sie in einem Jede-Spielart-ist-erlaubt-Sexclub Hundertschaften Sadomaso-Kerlen und wütenden Transsexuellen weh tun.

Muss man nicht mögen! Gewalt und Grenzüberschreitungen standen erklärtermaßen auf dem Designdokument. Andere diskutieren jetzt schon, ob's geschmacklos oder persönlichkeitsverletzend ist. Ich warte das fertige Spiel ab.

Irgendwie war die komplette Ignoranz des sozialpolitischen Feingeists nämlich ganz erfrischend. In Mother Russia Bleeds spritzt ja dermaßen viel Blut, man latscht durch so viele zerquetschte Körperteile... Man teilt leichte und schwere Schläge aus oder bringt Gegner zu Fall. Am Boden Liegende verdrischt man sekundenlang weiter, Tote saugt
Skurril, brutal, retro: Mother Russia Bleeds soll Unterhaltung für Erwachsene sein.
Skurril, brutal, retro: Mother Russia Bleeds will Erwachsene unterhalten.
man mit einer Spritze aus. Ein Schuss des geschmackvollen Cocktails erhöht dann die Gesundheit, hilft einem Begleiter auf die Beine oder macht für kurze Zeit so rasend, dass ein Fauststoß wie zehn wirkt.

Blutsaugende Experimente

Ich war ganz froh über die gegenseitige Hilfe, denn als notorischer Beat'em-Up-Grobmotoriker erlosch das Lebenslicht meines Kämpfers alle paar Minuten. Zu allem Überfluss drosch ich gelegentlich auf meine Kameraden ein – daher vermutlich der "Programmfehler" beim Kopfschuss. Das versehentliche Hauen der Mitstreiter wird man allerdings deaktivieren können.

Apropos Begleiter: Das sind keine Helden, keine Söldner auf der Suche nach Geld und Geisel. Es sind Menschen, an denen in der damaligen UDSSR (heißt heute wieder Russland, meint aber ohnehin die 80-er Jahre eines Alternativuniversums) Experimente durchgeführt wurden. Daher die Spritze, daher die Wirkung der aus Menschen gesaugten Drogen. Vermute ich jedenfalls. Ich muss zugeben, dass der Erzählung während des Anspielens nicht meine volle Aufmerksamkeit galt.
 

AUSBLICK



Könnte man Pixelkunst, 80er-Jahre-Beats, eine Folterkammer und den Humor von Monty Python in einen Mixer würgen und so lange auf der höchsten Stufe röhren, bis das grelle Pfeifen zum Soundtrack einer durchzechten Technoparty wird – dieser Zustand beschreibt in etwa das Erlebnis "Mother Russia Bleeds". Dieses Erlebnis ist spielerisch nicht besonders. Es ist für halbwegs erfahrene Spieler nicht ausgesprochen fordernd. Es scheint erzählerisch rudimentär. Es macht aber durchaus Spaß, im farbenfrohen Rhythmus der Gewalt Fünfe grade sein und die Sau raus zu lassen.

Einschätzung: befriedigend

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Kommentare

BesorgterBuerger schrieb am
@mcrebe
Double Dragon Neon steht schon auf meiner Wishlist - Shank 2, wie auch vieles andere was bei Steam unter Beat`em up steht, ist für mich hingegen kein Beat`em up im klassischen Sinn.
P.S.
Danke für den Hinweis auf Streets of Fury, das sieht sehr lustig aus und ist bis jetzt komplett an mir vorbei gegangen. Werde ich mir mal näher anschauen.
mcRebe schrieb am
sieht sehr funny aus - nen beat'em up mit ordentlichen brutalo elementen; habe aber von Devolver auch nichts anderes erwartet! :D gut zum frustabbau für ein paar minuten zwischendurch.
@besorgter buerger: so rar sind beat 'em ups gar nicht gesät. nur werden die irgendwie kaum beworben - bsp. double dragon neon, streets of fury, shank 2, usw. (siehe steam-kategorie)
Syfaa schrieb am
Sind Hinrichtungen jetzt global "in"?
BesorgterBuerger schrieb am
Ich freu mich drauf.
Für mich eher ein "Sehr gut", nachdem was ich bis jetzt gesehen und gelesen habe.
Viel Konkurrenz gibts ja auch nicht - Beat em Ups sind sehr rar gesät. Überzogene Gewaltdarstellung mag ich auch. Ich denke, das Spiel wird nicht enttäuschen.
Und selbst wenn - für einen sehr durstigen Menschen ist auch abgestandenes Wasser noch schmackhaft ;)
Isterio hat geschrieben: ... warum existiert so viel Grütze?
Vielleicht gibt es zu viele Mixer?
Bl4d3runn3r schrieb am
Hm endlich mal ein Indie der mich anspricht... Werd ich mir mal anschauen.
schrieb am